Die aktuelle Krise sorgt dafür, dass die Nerven vieler Führungskräfte und Mitarbeiter blank liegen. Das führt unumgänglich zu Spannungen und zu Konflikten. TRAiNiNG hat bei Experten nachgefragt, was dagegen unternommen werden kann.
Konfliktfalle Trennungsgespräche
Trennungsgespräche zu führen ist nie angenehm. Die Corona-Krise hat leider dazu geführt, dass diese Gespräche vermehrt geführt werden müssen. Der beste Weg dazu ist natürlich der persönliche. Durch die Krise ist das nicht immer möglich, wodurch viele Trennungsgespräche remote geführt werden müssen – telefonisch bzw. via Videocall. Dabei gelten die zuvor beschriebenen Punkte in gleichem Ausmaß: Zeit nehmen, auf professionelle Umgebung achten, langsam und wertschätzend sprechen. Immer auch im Hinterkopf behalten, dass sich die Art des Gesprächs im Unternehmen herumspricht. Führungskräfte sollten daher immer auch an die verbleibenden Mitarbeiter denken.
Peter Holzmüller (Geschäftsführer von LHH/OTM Karriereberatung) erzählt ein paar spannende Gedanken über Konflikte bei Trennungsgesprächen: »Konflikte sind Interessensgegensätze, diese sind bei einseitigen Trennungen offensichtlich. Die Konflikte begleitenden Gefühle lösen Reaktionen wie Wut oder Trauer bis hin zur tätlichen Aggression aus. In unserer jahrelangen Praxis bezüglich Trennungen und Auffanggesprächen bei Outplacement-Beratungen sind wir im Worst Case auch immer wieder mit Suizidankündigungen konfrontiert. Diesen Emotionen ist Raum zu geben: Der Empfänger braucht nach einer schlechten Nachricht durchschnittlich 18 Sekunden, um sich wieder zu orientieren, daher soll der Überbringer diese Stille zulassen. Wer existenziell berührende Nachrichten erhält, kann sich nicht mehr konzentrieren. Der Organismus ist derart alarmiert, dass die Aufnahmefähigkeit stark eingeschränkt wird. Überwältigende Emotionen führen zu Tränen, Schwäche, Übelkeit. Als Überbringer versuche ich, mein Gegenüber ruhig anzuschauen. Ich signalisiere Haltung und Verständnis – reiche, wenn möglich, vielleicht ein Taschentuch oder schenke ein Glas Wasser ein.«
Wie vor jedem schwierigen Gespräch, das potenziell einen Konflikt auslöst, ist es sinnvoll, sich genug Zeit für die Vorbereitung des Gesprächs zu nehmen, eventuelle Argumente vorab zu bedenken und Antworten zu finden. Ein Gespräch aus der Emotion heraus führt häufig dazu, dass Dinge ausgesprochen werden, die im Nachhinein bereut werden.
Peter Holzmüller: »Es braucht einen Plan für den Trennungsprozess und ein Drehbuch für das Kündigungsgespräch. Der Plan umfasst Leistungen für den Mitarbeiter, wie finanzielle Abfindungen in Form von individuellem Outplacement-Beratungen, aber auch anderer Unterstützungsmaßnahmen wie z. B. den Firmenkindergartenplatz bis zum Schulende nützen zu dürfen. Das Kündigungsgespräch wird vom direkten Vorgesetzten geführt, weitere Rollen, wie die von HR und/oder Betriebsrat, sind vorab zu klären. Daneben sind der Zeitpunkt und Ort des Trennungsgesprächs festzulegen, sowie zu berücksichtigen, wie der Gekündigte wahrscheinlich reagieren wird: beherrscht/aggressiv/geschockt/verhandelnd.
Das ›Wie‹, also die Formulierung, könnte bei einer Restrukturierung lauten: ›Wir haben im Rahmen der Restrukturierung beschlossen, einige Abteilungen zu verkleinern, und davon ist auch Ihre Stelle betroffen – Pause – Die Folge ist, dass wir Ihr Dienstverhältnis auflösen und Ihnen eine einvernehmliche Trennung zum soundsovielten anbieten – Pause – Persönlich bedauere ich das sehr – Pause.‹«
Vollständiger Artikel hier zum Nachlesen (02.Dez.2020- Magazin Training) : Home-Office und die Emotionen | Magazin TRAiNiNG